Ausleitende Verfahren sind Behandlungsmethoden in der Alternativmedizin, die zur Entgiftung der Körpersäfte dienen.
Zu den ausleitenden Verfahren zählen unter Anderem:
- Schröpfen
- Aderlass
- Blutegelbehandlung
- Baunscheidttherapie
- Cantharidenpflaster
Im Altertum und frühen Mittelalter, bis zur Entdeckung des Blutkreislaufs, stellte man sich die Funktionen des Körpers als ein Wechselspiel von verschiedenen Säften vor (vgl. Humoralpathologie). Man glaubte, innere Krankheiten kämen aufgrund von Ungleichgewichten, Verunreinigungen und Vergiftung dieser Körpersäfte zustande. Hippokrates von Kós zum Beispiel beschrieb Dyskrasien, das heißt schlechte Mischungen von Blut, Lymphe, Galle und Schleim (vgl. Temperamentenlehre). Das Missverhältnis ist tatsächlich quantitativ zu verstehen. Die vier körperlichen Humores standen zudem in Konkurrenz und Wechselwirkung zu den edleren, „seelischen“ Flüssigkeiten oberhalb des Zwerchfells (Tränen, Speichel, Liquor), die "spiritus" genannt wurden. Das Körperinnere steht über Ausscheidungen und Ausdünstungen mit der Umwelt im Gleichgewicht.
In der Antike entwickelte sich die Theorie, dass Überfluss als Ursache von Krankheiten anzusehen sei. Vor Einführung der allgemeinen Krankenversicherung war die Klientel der akademischen Ärzte überdurchschnittlich wohlhabend und es lag nahe, „Saftüberschuss“ für ihre Beschwerden verantwortlich zu machen. Mit diesen Vorstellungen versuchten die Heilkundigen, dem Körper krankmachende Säfte auszuleiten. Die Hauptrichtung der Therapie geht von innen nach außen; der Arzt hat für Öffnung, Abfluss, Druckausgleich des verstopften Leibes zu sorgen.
Paracelsus lehnte die Viersäftelehre ab, hielt aber an den ausleitenden Verfahren fest. Er glaubte, dass krankmachende Gifte und „Schlacken“ sich im Körper ansammeln könnten, die zu entfernen seien.
Fast alle modernen Anwender der Ausleitungstherapien assoziieren die krankhaften Säfte meist mit Abbauprodukten, Stoffwechselschlacken und endogenen oder exogenen (aus der Umwelt aufgenommenen) Giftstoffen. Die Purgation konzentriert vor allem auf die die Regulation der Darmmotilität, Regeneration der physiologischen Darmflora und des darmassoziierten Lymphsystems („Symbioselenkung und -therapie“). Als Indikatoren für eine Darmerkrankung gelten in der Alternativmedizin Migräne, Hexenschuss, rheumatische Erkrankungen, Hauterkrankungen, Abwehrschwäche, Lebererkrankungen, Muskelverspannungen, Rückenprobleme, vegetative Beschwerden, Bluthochdruck, venöse Erkrankungen, klimakterische Beschwerden, Gelenkerkrankungen und Erkrankungen der Verdauungsorgane.